Der Fahrsport gehört dazu!
Der Fahrsport wird oft stiefmütterlich behandelt und von vielen Reitern als Pferdesport zweiter Klasse angesehen. Deshalb macht sich der Vorsitzende der DRFV-Fachgruppe Fahren, Rolf Schettler dafür stark, dass sein Sport wieder mehr in den Fokus rückt.
„Vielseitigkeit ist mehr als Dressur, Springen und Gelände“
so lautete der Slogan einer Kampagne des Pferdesportverbandes Westfalen und zeigte ein Foto der Vielseitigkeits-Olympiasiegerin und Reitmeisterin Ingrid Klimke mit den Leinen in der Hand auf einem Pony-Einspännerwagen.
Wie wahr, möchte man ergänzen – und doch ist dies bei weitem leider kein gedankliches Allgemeingut! Allzu oft wird der Fahrsport als eine Freizeitbeschäftigung älterer Herren angesehen, die sich nicht mehr aufs Pferd setzen können oder wollen.
Studie der Sporthochschule Köln
Mit Schmunzeln nehmen wir zur Kenntnis, dass in einer groß angelegten wissenschaftlichen Studie der Sporthochschule Köln herausgefunden wurde, dass die Sprungkraft von Springpferden durch gezielte Arbeit mit Zugwiderstand vor einem eigens hierfür konstruierten Wagen deutlich verbessert werden konnte.
Spring- und Jagdreiter früherer Generationen wussten dies bereits aus Erfahrung. Der langjährige Hauptsattelmeister im Landgestüt Celle und Leiter der Hengstprüfungsanstalt Adelheidsdorf, Manfred Lopp, erzählte gerne, dass seine dreijährigen Junghengste nie besser und lockerer trabten als nach der (seinerzeit obligatorischen) sechswöchigen Ausbildungsphase im Traberwagen.
Pferde profitieren von der Arbeit vor dem Wagen
Und trotzdem scheint es, als hätten Reitsport und Fahrsport in der Praxis kaum etwas miteinander zu tun. Dabei könnten beide Bereiche voneinander und die Pferde im Besonderen von einer besseren Vernetzung profitieren.
Amateur- und Berufsreitlehrer für das Anspannen sensibilisieren
Es ist lange her, dass Ausbilder auch Grundwissen im Fahren vorweisen mussten. Geschadet hat es ihnen und ihren Schülern nicht! Interesse an „Cross-Over“-Trainings im Reiten und Fahren besteht allerorten, wie man an den stets ausgebuchten Seminaren zum Einfahren von Reitpferden erkennt.
Es muss und wird also die Aufgabe der Fachgruppe Fahren (WIR SIND FAHRER) sein, diese Entwicklung mit Ausbildungsangeboten zu unterstützen.
Sinnvolle Zusammenarbeit und Sensibilisierung der Berufsreiter
Die Zusammenarbeit mit der DRFV-Fachgruppe Amateurausbilder ist dafür nötig und sinnvoll, aber auch die Berufsreiter müssen für dieses Thema sensibilisiert werden. Es gibt zu wenige, die ein junges Pferd neben der Arbeit an der Longe, dem Freispringen und dem Anreiten auch sachgerecht mit dem Geschirr vertraut machen können.
Reit- und Fahrsport gehören zusammen
Wie viele Eltern reitender Kinder und wie viele Wieder-Einsteiger könnten für den Pferdesport gewonnen werden, wenn es in den Ställen neben dem Reiten auch die Option Fahren gäbe? Es ist also – nicht nur wegen des oft zitierten demografischen Wandels – an der Zeit, sich zu erinnern: Reit- und Fahrsport gehören zusammen – nicht nur als Namensbestandteile unserer Vereine.
Rolf Schettler, Vorsitzender der Fachgruppe Fahren im DRFV